Samstag, 28. April 2012

REVIEW: The Walking Dead: Episode 1


REVIEW

The Walking Dead: Episode 1



Armer Lee Everett. Ist er doch auf dem Weg in ein Gefängnis um eine längere Haftstrafe anzutreten. Doch glücklicherweise kommt es zu einem Zwischenfall, der ihn vor diesem Schicksal bewahrt: Nämlich die Zombie-Apokalypse, die Auferstehung der lebenden Toten! Da hört Lee's Glück auch schon auf und wir befinden uns in der Welt von The Walking Dead, einer Comicbuchreihe, die inzwischen zu einer hervorragenden Fernsehserie umgesetzt wurde, welche im Herbst in ihre bereits dritte Staffel geht. Nun also die Versoftung der ganzen Geschichte.

Manchmal braucht es eben einen Weltuntergang...


Ein Adventure

Wer jetzt aber ein splattertriefendes, actionlastiges Zombiegemetzel à la Dead Rising oder Left 4 Dead erwartet, kennt sich in der Zombiewelt des Schöpfers Robert Kirkman nicht sehr gut aus. Denn mit der Umsetzung des Stoffes wurden die Point & Click / Adventure-Spezialisten Telltale Games beauftragt, welche sich mit Titeln wie Sam & Max, Back to the Future: The Game und Jurassic Park: The Game einen Namen gemacht haben. Und so geht es in der ersten Episode, der auf fünf Folgen angelegten Spieleserie, nicht um das Scharmützel mit Horden von Untoten per se, sondern, genau wie im Ursprungsmaterial, in erster Linie um das Sozialverhalten in einer wild zusammengewürfelten Gruppe Menschen, welche alle einzig allein ein gemeinsames Ziel verfolgen: Überleben.

Das kleine Mädchen Clementine wird euer ständiger Begleiter.


Entscheidungen und Konsequenzen

Ihr werdet im Verlauf der zweieinhalb bis drei Stunden dauernden Kampagne nicht nur Zombies killen, sondern vor allem Gespräche führen und Entscheidungen treffen. Entscheidungen und Konsequenzen sind nämlich das zentrale Gameplayelement. Oft müsst ihr eine unbequeme Wahl treffen, welche den Verlauf der Geschichte maßgeblich, und wie Telltale verspricht durch die ganze Staffel hindurch, beeinträchtigt und verändert. Ich möchte nicht spoilern, aber eben diese Situationen sind wirklich grandios in Szene gesetzt und liefern einen hohen Wiederspielwert, da ihr euch fragen werdet „Was wäre wenn...“ Aber lasst euch nicht zu lange Zeit, da ihr diese Entscheidungen immer vor Ablauf eines relativ schnell abnehmenden Balkens treffen müsst.



Zum Gameplay

Zum eigentlichen Gameplay: Ihr steuert Lee's Bewegungen mit dem linken Stick und mit dem rechten Stick eine Art Cursor. Wenn ihr diesen über ein interaktionsfähiges Objekt oder einen NPC führt, habt ihr mit den Facebuttons die Möglichkeit verschiedene kontextsensitive Aktionen, wie Untersuchen, Aufnehmen, Angreifen, Sprechen, etc. auszuführen. Die Kamera ist dabei zwar immer fix, was aber in keiner Situation zu einem Problem wird. Ganz Adventuretypisch präsentieren sich die Rätsel. Hier müssen mal Batterien zum Betrieb eines Radios gesucht werden, da fehlt ein Schlüssel zu einer geschlossenen Tür, ein anderes Mal muss ein Weg gefunden werden mehrere Zombies gleichzeitig auszuschalten ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Sie sind größtenteils logisch, aber wohl keine allzu große Herausforderung. 

Lee muss oft einen Weg finden sich gegen die Untoten zu wehren.


Für Fans

Ohnehin dreht sich bei The Walking Dead alles um die Geschichte, die Charaktere und ihre Beziehung zueinander. Das ist der Sellingpoint und hier zeigt das Spiel seine ganz große Stärke. Die glaubhafte Entwicklung der Personen, die unterschiedlicher kaum sein können, ist wirklich auf den Punkt gebracht und steht dem Serienvorbild in nichts nach. Fans der Serie fühlen sich hier gleich zu Hause, da alles das richtige Feeling, sozusagen den Vibe der Vorlage hat. Man merkt einfach das Kirkman in der Gestaltung involviert ist. Nicht zuletzt die Cameo-Auftritte von bekannten Serienprotagonisten, verleihen der gesamten Geschichte Kontinuität und die Credibility eigenständig im Walking Dead Universum zu existieren.



Zur Technik

Technisch kann man auch nicht viel meckern. Der Comicstil der stark an das Original erinnert ist, wie ich finde, sehr gelungen. Hier und da ruckelt es manchmal und Lee's Animationen in der Bewegung sind etwas steif. Aber ansonsten ist es ein hübsch anzusehendes Spiel, natürlich garniert mit dem gewissen Gorefaktor, der in einem Zombiespiel einfach nicht fehlen darf. 

Links seht ihr eure Gegenstände, rechts den Cursor.


Und was ist mit Deutschland?

Tatsächlich scheint derzeit kein deutscher Release auf XBOX LIVE geplant zu sein. Ich selbst zog mir den Titel gestern über den AT Marktplatz. Das Spiel ist komplett in englisch, also nicht einmal deutsche Untertitel. Sicher gibt es explizite Darstellung, aber da diese durch den Comicstil gemildert werden, finde ich es schon arg übertrieben es gar nicht zu veröffentlichen. Eine „Ab 18“ Einstufung wäre in meinen Augen vollkommen ausreichend. So bleibt interessierten deutschen Gamern im Moment nur die Möglichkeit auf die PSN oder die STEAM Version auszuweichen.


FAZIT

Ein Adventuregame von Telltale mit Zombies? Ein Walking Dead Spiel als Arcadetitel? Ich gebe zu, dass ich anfangs skeptisch war, da Point & Click nicht zu meinen liebsten Genres gehört. Als ich über die Entscheidungen und Konsequenzen erfahren und die ersten Trailer gesehen habe, war ich, zumal als riesiger Walking Dead Fan, ziemlich angefixt. Das Spiel trifft einfach diesen Ton der Vorlage perfekt. Schade nur, dass es so schnell zu Ende ist und man auf die nächste Episode warten muss. Ich bin schon jetzt sehr gespannt wie es weitergeht und wie vor allem meine Entscheidungen in zukünftigen Folgen eine Rolle spielen. Wer lieber ein actionlastiges Zombiegemetzel sucht, ist freilich bei anderen Spielen besser aufgehoben, aber ich habe diesen Ausflug in die Welt der lebenden Toten sehr genossen, da es sich inhaltlich, wie spielerisch von der Masse abhebt.

WERTUNG: 8 / 10 

Titel: The Walking Dead: Episode 1
Jahr: 2012
Developer: Telltale Games
Getestete Version: XBOX LIVE (AT)
Preis: 400 MS-Points (ca. 5,00 €)